Am 25. Januar 2023 fand der Unterricht an der Kantonsschule am Burggraben in St. Gallen für einen Morgen komplett ohne Strom statt. Am sogenannten «Blackout Day» wurde allen Beteiligten schnell bewusst, wie gross unsere Abhängigkeit von Strom ist und auf welche Hürden man deswegen im Alltag stösst.
Am frühen Mittwochmorgen trudelten die rund 1’400 Schüler:innen der Kantonsschule am Burggraben auf dem Schulareal ein. Das sonst so hell beleuchtete Schulgebäude blieb an diesem Morgen jedoch stockdunkel. Ahnungslos verteilten sie sich in den Schulzimmern und warteten gespannt auf eine Erklärung der aktuellen Situation. Der Strom sei ausgefallen, aber der Unterricht müsse planmässig fortgesetzt werden, erklärten die Lehrpersonen. Und so klappten die Schüler:innen ihre Laptops auf und versuchten so gut wie es ging ihre Aufträge zu lösen. Schnell merkten sie, dass man ohne WLAN, wenig Licht und mit leeren Computer Akkus nicht sehr weit kommt.
Improvisation ist gefragt
Viele Unterrichtsstunden finden normalerweise mit technischen Geräten wie Computer, Beamer oder Lautsprecher statt. An diesem Morgen waren die Lehrpersonen aber dazu aufgefordert, ihren Unterricht kurzerhand an die stromfreie Situation anzupassen. Im Chemielabor lösten die Schüler:innen Arbeitsblätter anstatt Experimente durchzuführen und im Bildnerischen Gestalten nutzen sie die Handytaschenlampen als Lichtquellen, um an ihren Kunstwerken weiterzuarbeiten.
In den leeren Schulgängen leuchteten den ganzen Morgen nur noch einzelne Notstromlampen, die dem Gebäude eine ruhige und entspannte Atmosphäre verliehen. Viele Schüler:innen empfanden den stromfreien Morgen als sehr entspannt und berichteten, dass sie viel konzentrierter arbeiten konnten, da viele Ablenkungen durch den Stromausfall wegblieben.
Eine Auflösung spezieller Art
Nach der 10-Uhr Pause ertönte plötzlich die Stimme des Rektors Michael Lütolf aus der Lautsprecheranlage. Er löste den simulierten Stromausfall auf, welcher im Rahmen des Klimaschule Programms stattfand, und machte auf die Themen Energiekrise und Strom aufmerksam. Zum Schluss verkündete er, dass man sich in der Mensa bei leckerem Punsch bedienen und aufwärmen dürfe.
Gemeinsamer Abschluss mit Punsch
Während die Schüler:innen aus ihren Zimmern strömten, stellte der Hausmeister den Strom im gesamten Gebäude Schalter für Schalter wieder an. Die Schule schien wie aus einem tiefen Schlaf zu erwachen. Die anfängliche Ruhe war verschwunden. Die Mitglieder des neu gegründeten Klimarats schenkten in der Mensa allen einen Becher warmen Punsch ein, gleichzeitig tauschten sich die Schüler:innen beim Anstehen über den aufregenden Morgen aus.
Für Ana, Schülerin aus der 1. Klasse und Klimaratsmitglied, war der Tag eine lehrreiche Erfahrung: «Unser grosser Stromverbrauch ist in unserer Gesellschaft stark verankert und man merkt erst, wenn man keinen Strom braucht, wie sehr wir davon abhängen.»
Nach diesem stromfreien Morgen kehrten die Schüler:innen wieder in ihre Schulzimmer zurück und diskutierten im Klassenverband das Thema Energie und Stromausfall. Sie berichteten von ihren Eindrücken und reflektierten gemeinsam ihren eigenen Umgang mit der Ressource Energie.