Die Kantonsschule am Burggraben in der Stadt St. Gallen ist dieses Jahr neu ins Programm Klimaschule gestartet. Durch diese gemeinsame Zusammenarbeit hatten wir die Möglichkeit, sehr interessante und engagierte Personen kennenzulernen. Eine davon ist Martin Rotta. Er ist Geografielehrer und setzt sich in seinem Alltag mit innovativen Ideen für den Klimaschutz ein. Wir durften ihn zu einem seiner neusten Projekte interviewen, bei dem er seine Fensterläden zu einer Solaranlage umgebaut hat.
Wie ist diese Idee entstanden?
Die Schweiz braucht mehr Winterstrom. Auch unsere eigene Stromrechnung zeigt das klar auf, trotz unserer grossen Solaranlage auf dem Dach. Gemäss BFE (Bundesamt für Energie) ist das theoretische Potential der Fassaden für Solarstrom in der Schweiz mit jährlich 17 TWh enorm gross. Da wollten wir mit unserer Südostfassade einen Beitrag leisten, denn sie verhält sich saisonal anders als das Dach und in der knappen Jahreszeit sehr vorteilhaft. Da die dreissigjährigen Fensterläden sowieso ersetzt werden mussten, lag eine Lösung mit Photovoltaik auf der Hand. Deren Funktion sollte aber beibehalten werden für die Beschattung im Sommer.
Martin Rotta: «Wir müssen jetzt handeln, geredet wurde
genug und die Technologie ist da und auch bezahlbar.»
Wie lange dauerte die Umsetzung?
Da es keine entsprechenden Produkte auf dem Markt gibt, musste das Projekt selbst in der Freizeit entworfen und umgesetzt werden. Etwa ein Vierteljahr Planung und Materialbeschaffung, plus 1 Woche Montage. Selbstverständlich entspricht das Projekt allen gängigen Anforderungen der Branche. Ich denke, man könnte es konkurrenzfähig anbieten zu den Kosten normaler Fensterläden + Aufpreis X, letzterer würde sich in 5 Jahren wieder amortisieren und bis zum Ende der Produktlebensdauer (20-40 Jahre) gar für «gratis Fensterläden» sorgen.
Wie viel Strom wird jetzt damit produziert?
Rund 333 kWh pro Fenster und Jahr.
Wie schätzt du das Zukunftspotenzial dieses Projekts ein?
Es wird wohl eine Nische bleiben. Sicher interessant für bestehende Gebäude im klassischen Baustil, für Fassaden müsste das Interesse hingegen gewaltig sein (vgl. 17 TWh oben).
Was ist dein persönlicher Bezug zum Thema erneuerbare Energie?
Ich bin Geograf und damit Wissenschaftler und kenne die Zeichen der Zeit nur zu gut. Als Familienvater und passionierter Freizeit-Handwerker kamen für mich normale Fensterläden nicht mehr infrage.
Martin Rotta zeigt mit seiner originellen Idee, wie man mit der momentanen Energiekrise umgehen und zusätzlich einen wichtigen Beitrag gegen den Klimawandel leisten kann.
Wir danken ihm ganz herzlich für das Interview sowie für seinen Einsatz gegen den Klimawandel und sind gespannt, mit welchen Projekten er uns in Zukunft noch überraschen wird!
Martin Rotta am Impulse Day der Kantonsschule am Burggraben in St.Gallen
Die Fensterläden vorher
… und die Solarfensterläden nachher